Mit der allgemeinen Hochschulreife stehen den Schüler*innen sowohl ein Studium als auch eine Ausbildung offen. Welche Kriterien sollen jedoch bei dieser Entscheidung die ausschlaggebende Rolle spielen, vor allem wenn ein authentischer Einblick in die Welt des Studiums bzw. der Ausbildung fehlt?
An diesem Scheideweg kann der Austausch mit den Studien- oder Ausbildungsbotschafter*innen eine große Hilfe darstellen. Denn diese begegnen den Schüler*innen auf Augenhöhe und berichten sowohl von ihren Erfahrungen im Studium bzw. in der Ausbildung, als auch wie sie zu ihrer Entscheidung gefunden haben – aus erster Hand, lebensnah und greifbar.
In diesem Modul lernen Sie, wer genau die Botschafter*innen sind, wie Sie diese an ihre Schule einladen können und was bei der Organisation der Veranstaltung zu beachten ist. Damit Sie sich von der Vielfalt der Botschafter*innen einen Eindruck verschaffen können, stellen sich unter „Botschafter*innen digital“ Studienbotschafter*innen und Auszubildende mit ihrem bisherigen Werdegang vor.
Inhaltliche Basis
Berufswahl – und die Theorien dahinter
Um Berufswahlprozesse beschreiben, erklären und unterstützen zu können, sind in unterschiedlichen Fachdisziplinen eine Vielzahl von Berufswahltheorien entwickelt worden. Diese Fachdisziplinen, wie etwa die Psychologie, Soziologie und die Erziehungswissenschaften, beleuchten die Berufswahl aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei die Theorien immer zwischen zwei Extremen angesiedelt sind: dem berufswählenden Individuum einerseits und den Umwelteinflüssen andererseits.
Nachfolgend werden einige dieser Berufswahltheorien vorgestellt. Sie erfahren,
- welche Faktoren Einfluss auf die Berufswahl nehmen können,
- was die psychologischen und sozialen Ansätze der Berufswahl sagen
- und warum die Botschafter aus Sicht der Berufswahltheorien ein Gewinn sind.
Quick Facts: Theorien hinter der Berufswahl
Definition der Berufswahl Die Berufswahl ist eine Lern- und Entscheidungsphase, sie mündet in der Entscheidung für eine bestimmte berufliche Tätigkeit. Sie ist Teil der lebenslangen beruflichen Entwicklung und kann auch mehrfach durchlaufen werden.
Endogene und Exogene Einflussfaktoren Sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Bedingungen nehmen auf die Berufswahl großen Einfluss. Als endogene Faktoren werden Merkmale bezeichnet, welche der Person des Berufswählers zugeschrieben werden können, wie Interessen, Fähigkeiten, Intelligenz, Alter, Geschlecht oder Motivation.
Exogene Faktoren beschreiben die Außenwelt der Person, diese wirken auf den Berufswähler ein. Dazu gehören das soziale, kulturelle und gesellschaftliche Umfeld, wie Eltern, Gleichaltrige, Milieu, Werte und Normen, die ökonomische Situation und das Bildungssystem.
Theoretische Ansätze aus Psychologie und Soziologie Wichtig zu wissen ist: Es gibt nicht DIE Theorie der Berufswahl, sondern vielmehr verschiedene wissenschaftliche Ansätze, die sich fortlaufend weiterentwickeln. Diese versuchen jeweils die Komplexität der Thematik aus ihrem Blickwinkel heraus zu durchdringen und mit ihren Erkenntnissen dazu beizutragen, den Prozess der Berufswahl besser zu verstehen.
Im Zentrum von psychologischen Ansätzen stehen dabei mehr die endogenen Faktoren. Sie messen dem subjektiven Erleben und Verhalten und der persönlichen Entwicklung große Bedeutung bei. Dazu gehören entwicklungspsychologische Theorien, die in der Regel bestimmte Phasen oder Stadien benennen, die ein Person durchläuft. Oft wird davon ausgegangen, dass diese Entwicklung schon im Kindesalter beginnt und mehrere Jahre lang andauert. In seinem „Berufswahlphasenmodell“ nimmt GINZBERG etwa 10 Jahren an, die „Selbstkonzept-Theorie“ von SUPER geht noch viel weiter und spricht anstatt von Berufswahl sogar von einer lebenslangen beruflichen Entwicklung.
Persönlichkeitsbezogene Theorien arbeiten dagegen nicht mit Veränderungsprozessen, sondern mit den eher stabilen Eigenschaften von Personen. Ein weit verbreitetes Beispiel dafür ist das „HOLLAND-“ oder „RIASEC-Modell“. In diesem werden sechs idealtypische (berufsbezogene) Persönlichkeitstypen vorgestellt.
Bei den soziologischen Ansätzen sind eher die exogenen Faktoren ausschlaggebend. Sie setzen das Individuum in einen größeren sozialen Zusammenhang und weisen auf den sozio-kulturellen und sozio-ökonomischen Einfluss und mögliche Beschränkungen hin. Unbestritten für die Berufswahl ist der Einfluss des sozialen Milieus, aus dem eine Person stammt. Im „Konzept des Milieueinflusses“ von BECKER und CO. ist beispielsweise die Rede von milieukonformen und nicht-milieukonformen Berufen und dass diese für den Berufswähler mit jeweils unterschiedlichem Aufwand zu erreichen sind. BOLDERS „Berufswahlforschung“ kommt zu einem ähnlichen Schluss: Zwar übt die Verhaftung in einem bestimmen Milieu großen Einfluss aus, dennoch können Erfahrungen in anderen Milieus dazu beitragen, diese Grenzen leichter zu überschreiten. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist die Betrachtung der sozialen Ungleichheit. Bei BOURDIEU wird dies anhand von Kapital beschrieben, dabei fasst dieser Begriff sowohl ökonomische als auch soziale, kulturelle und symbolische Ressourcen zusammen. In seiner „Habitustheorie“ beschreibt er, dass diese Ungleichverteilung mit ungleich verteilten beruflichen Chancen einhergeht und einen Zwang ausübt, eine mindestens gleichwertige soziale Position aufrechtzuerhalten.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Theorien und Modelle, außerdem solche die versuchen, die verschiedenen Perspektiven zu vereinen, beispielsweise die „Eingrenzungs- und Kompromisstheorie“ von GOTTFREDSON. Darin werden ein soziales und psychologisches Selbst herausgebildet, welche die Berufswahl beeinflussen.
Berufswahltheorien und die Ausbildungs- und Studienbotschafter Die Ausbildungs- und Studienbotschafter kommen seit über 10 Jahren zum Einsatz. Evaluative Befragungen haben ergeben, dass die Schülerinnen und Schüler die Begegnung als sinnvoll für die eigene Berufsorientierung erachten. Diese positive Wirkung kann aus Sicht der Berufswahl-Theorien zum Beispiel damit begründet werden, dass (fast) Gleichaltrige für Jugendliche eine der wichtigsten Erfahrungsquellen darstellen: Die Authentizität der Botschafter regt dazu an, das eigene Selbstbild zu erforschen, ggf. „falsche Idealbilder“ oder Stereotype aufzubrechen. Außerdem können sie dabei unterstützen, die eigene (soziale) Position zu hinterfragen und ggf. den Horizont zu erweitern sei es durch milieukonforme und nicht-mileukonforme Einblicke, sowie dem Aufzeigen von Unterstützungsmöglichkeiten.
Botschafter*innen? Willkommen!
Laut Angaben des Zentrums für Hochschulentwicklung gibt es ca. 20.000 Studienrichtungen und laut Statist.de 326 anerkannte Ausbildungsberufe. Für jede Richtung gibt es etliche Informationsquellen, die über alles Wichtige und Wissenswerte sachlich berichten.
- Aber wie ist das wirkliche Leben als Student*in oder Azubi?
- Wie läuft das Unileben so ab?
- Habe ich noch genügend Freizeit, um meine Hobbies zu verfolgen oder muss ich diese aufgeben?
- Wenn ich kein Anspruch auf Bafög habe, wie kann ich nebenher meinen Unterhalt verdienen?
- Ich habe super viel Spaß an kreativen Dingen – aber mein Umfeld rät mir zu etwas „seriösem“. Was soll ich machen?
Genau bei diesen Fragestellungen können die Studien- und Ausbildungsbotschafter*innen ansetzten und neue Impulse und Denkanstöße liefern. Sie berichten von ihren eigenen Erfahrungen und geben ein authentisches Bild des Lebens als Student*in oder Azubi wieder. Laden Sie die Botschafter*innen im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung an Ihre Schule ein – sie werden Ihre Veranstaltung bereichern. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte zu den Botschafter*innen, zur Buchung eines Botschafters und zum Ablauf dieser Veranstaltung.
Quick Facts: Buchung der Botschafter*innen
Botschafter*innen einladen
Die Studien- und Ausbildungsbotschafter*innen bieten den Schüler*innen einen offenen Einblick in ihre persönlichen Entscheidungswege und Erfahrungen im Studium bzw. in der Ausbildung. Neben authentischen Informationen zur realen Studien- bzw. Berufswelt, vermitteln die Botschafter*innen auch allgemein Wissenswertes über das Hochschulsystem, die duale Ausbildung, Bewerbungs- und Zulassungsverfahren sowie Finanzierungsmöglichkeiten.
Botschafter – Unde venistis?
Alle Studien- und Ausbildungsbotschafter*innen sind selbst Studierende an einer Hochschule Baden-Württembergs oder Auszubildende in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Sie werden in einem Bewerbungsverfahren ausgesucht und in einem kurzen Seminar auf ihren Einsatz vorbereitet. Ihr Engagement erfolgt ehrenamtlich.
Für die Ausbildung und Organisation der Studienbotschafter*innen ist das baden-württembergische Wissenschaftsministerium zuständig, die Ausbildungsbotschafter*innen obliegen dem Wirtschaftsministerium in Kooperation mit regionalen Koordinatoren
Die offizielle Homepage der Studienbotschafter*innen
Die Internetseite www.studienbotschafter.de stellt die wichtigsten Informationen sowie ein Onlineformular zur Anforderung der Botschafter*innen bereit. Für Schüler*innen bietet sich zudem die Möglichkeit gezielt zu einzelnen Botschafter*innen Kontakt aufzunehmen.
Studien- und Ausbildungsbotschafter*innen anfordern
Über das Online-Formular auf www.studienbotschafter.de können Studien- und Ausbildungsbotschafter*innen gemeinsam oder separat angefordert werden. Dies ist kostenlos und auch mehrmals im Jahr möglich. Eine Vorlaufzeit von 4 Wochen wird empfohlen. Zu beachten ist zudem, dass Wünsche zu Fachrichtungen oder Hochschulen nicht immer berücksichtigt werden können.
Die Ausbildungsbotschafter*innen können neben dem Formular auch bei regionalen Koordinator*innen angefragt werden.
Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung
Nachdem Sie das Anmeldeformular ausgefüllt haben, erreicht Sie eine E-Mail mit allen wichtigen Informationen. Als nächstes sollten Sie mit den bestätigten Botschafter*innen in Kontakt treten, um den genauen Ablauf der Veranstaltung, Treffpunkt, Uhrzeit und weitere Details zu besprechen.
Außerdem erhalten Sie alle notwendigen Unterlagen, die von Seiten des Wissenschaftsministeriums bereitgestellt.
Vorbereitung
- Veranstaltung mit ca. 2,5 Stunden einplanen
- Räumlichkeiten organisieren: Vorbereitungsraum für die Botschafter (ca. 1 Stunde), großer Raum für das Plenum, mehrere kleine Räume bzw. Bereiche für die Kleingruppenphase
- Präsentationsmedien bereitstellen: Laptop, Beamer, ggf. Mikrofon
- Schüler*innen informieren und ggf. vorbereiten
Botschafter*innen an der Schule
Für die Veranstaltung hat sich folgender Ablauf bewährt:- Plenum (60 Minuten): Die Botschafter*innen halten eine Präsentation, neben allgemeinen Informationen berichten sie hier auch über ihre persönlichen Erfahrungen
- Kleingruppenphase (25 Minuten) für den persönlichen Austausch zwischen den Schüler*innen und Botschafter*innen. Die Lehrkraft ist daran nicht beteiligt. Ein Durchwechseln der Botschafter*innen ist möglich.
- Abschlussplenum: Bietet Zeit für offene Fragen und Feedback
Wenn wir nicht kommen können – laden wir euch ein
Das Projekt Studienbotschafter lebt von dem Austausch mit den Schüler*innen. Leider ist es aus aktuellem Anlass nicht möglich, dass Botschafter*innen an die Schulen kommen. Um dieser Situation gerecht zu werden, stellen wir Ihnen das Angebot „Botschafter digital“ zur Verfügung.
In dieser Videoreihe zeigen unterschiedliche Studien- und Ausbildungsbotschafter*innen ihren Karriereweg auf und geben einen authentischen Einblick in die persönlich getroffenen Entscheidungen.
Studienbotschafter*innen können auch direkt kontaktiert werden
An dieser Stelle noch ein Hinweis auf die Möglichkeit für Schüler*innen direkt Kontakt mit einzelnen Botschafter*innen aufzunehmen.
Hierbei kann auf der einen Seite www.studienbotschafter.de ganz gezielt nach bestimmten Studienbotschafter*innen gesucht werden, z.B. mit Hilfe des Namens. Es können noch weitere Kriterien für die Suche herangezogen werden, wie etwa die besuchte Hochschulart oder der Werdegang.
Modul Quiz
HÄTTEN SIE ES GEWUSST?
Versuchen Sie sich am Modul-Quiz!
Neben Wiederholungsaufgaben finden Sie
auch Schätz- und Zuordnungsfragen zu aktuellen
Statistiken rund um das Themengebiet.